Mir war in letzter Zeit kaum etwas selten so egal wie die Zeugnisnoten meiner Kinder.
Ob dort alles Einser stehen (äußerst unwahrscheinlich) oder sieben Vierer (die Chancen stehen gut), hat keinen Einfluss darauf, ob ich mehr oder weniger stolz bin auf sie.
Wichtig ist mir, dass sie sich bemühen und dass sie den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse schaffen. Wie? Danach kräht schon am ersten Ferientag kein Hahn mehr.
Bei uns gibt es keine Belohnungen für ein „gutes Zeugnis“. Aber es gibt eine Anerkennung in Form eines kleinen Geschenkes für das gemeisterte Schuljahr. Für all den Einsatz, den Schweiß und die Tränen. Für den Stress und den Erfolg.
Papier ist geduldig und die Ziffern darauf verblassen im Laufe der Jahre, genau so wie die Erinnerung daran.
Heute möchte ich gerne einmal meinen Kindern ein „Zeugnis“ ausstellen:
Liebe Lea-Céline, lieber Johannes – ihr zwei seid die besten Kinder, die ich mir je hätte wünschen können!
Ihr habt beide so ein großes Herz, ein herzliches Lachen und ehrliche Tränen.
Ihr wisst, was Respekt euren Mitmenschen gegenüber bedeutet.
Mut, Rückgrat, viel Humor, Sarkasmus und ein herrlich loses Mundwerk gehört zu euch, ebenso wie Liebe und Zuneigung zeigen zu können.
Ihr wisst, wie sich Leid und Schmerz anfühlt, auch wenn es nicht euer eigen ist in dem Moment. Aufrichtige Anteilnahme zu empfinden, trösten zu können, die richtigen Worte zu finden, um abzulenken, sensibel und aufmerksam für seine Umwelt zu sein, ist für euch selbstverständlich.
Ihr seid selbstlos und bescheiden, stellt keine wirklichen Ansprüche. Zufrieden sein können und auch „die kleinen Dinge“ im Leben zu schätzen wissen, ja, das habt ihr im Blut.
Auch einmal streiten und fluchen dürfen, einer Diskussion nicht aus dem Wege zu gehen, seine Meinung zu vertreten und andererseits Kompromisse eingehen, das können nicht viele – ihr schon.
Geht weiterhin mit offenen Augen und Ohren durchs Leben, so wie bisher.
Behaltet euer Herz und euer Bauchgefühl, es ist stärker als jeglicher „Verstand“.
Mensch zu sein und Mensch zu bleiben ist das wichtigste im Leben, dafür gibt es keine Noten!
…und als kleiner Nachsatz: Jeder hat seine Stärken, wie auch seine Schwächen.
Du kannst einen Fisch nicht danach beurteilen, ob er auf einen Baum klettern kann.