Welt verkehrt – etwas zum Nachdenken

Na bumm, heute bin ich ja mal richtig in Stimmung! In bester Laune und Verfassung Ende Oktober ob des frühen Redaktionsschlusses schon die Kolumne für die Winterausgabe zu schreiben. Draußen herrscht blauer Himmel, Sonnenschein und 24 Grad.
In den Geschäften raufen sich schon längst Lebkuchen, Christbaumbehang und Weihnachtsdekorationen um den besten Präsentationsplatz. Einzig die Adventkalender werden aus den Auslagen genommen und ganz hinten im Laden platziert, wo sie noch von der Klimaanlage etwas kühler gehalten werden, damit die darin befindliche Schokolade nicht im Schaufenster schmilzt.
Im Gegenzug pilgerten Tausende ins Klagenfurter Fußballstadion, um sich dort einen künstlich angelegten Wald anzusehen. Teil meines Studiums war auch Kunst und Kunstgeschichte. Das Verständnis hierfür liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. An meinen Augen ist das mit Mach 7 vorübergegangen. Buchstäblich jede Menge Holz in einem Bundesland, das so viele schöne natürliche Wälder zu bieten hat und jegliche Investitionen meines Erachtens nach hätten sinnvoller eingesetzt werden können. Alleine beim Gedanken an den Gratis-Shuttlebus zum Stadion im 15 Minuten Tackt (!!! Zu einem Umweltprojekt! Ganz großes Kino!), stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich bedenke, wie lange mein Sohn für den Schulweg benötigt, ob der tollen Verkehrsverbindungen in Stadt und Land. Egal, nun ist es vorbei und nach wie vor streiten sich darüber die Geister. Ich kann und will hier gar nicht mehr näher darauf eingehen, weil das A) den Rahmen sprengen würde und B) ich mich gar nicht so gewählt dazu äußern könnte, als dass nicht die Zensur zuschlagen müsste.
Nun sitze ich da, mit meinem Frust und Grant über vieles, was wir dieses Jahr „ertragen“ durften.
Ein schwedischer Teenager beschimpft uns, wir Erwachsenen würden ihren Planeten zerstören. Ich hoffe inständig, ihr gelber Regenmantel ist vegan und die Kamerateams und Reporter, die sie auf ihrem Segelausflug nach Amerika begleitet haben, waren auf solarbetriebenen Booten unterwegs. Schulpflichtige demonstrieren freitags für Umweltschutz und hinterlassen nach jeder Veranstaltung Müllberge, wie es drei Nova Rocks nicht schaffen.
Unsere Weltmeere versinken im Plastikmüll und dennoch darf ich keinen Joghurt Becher im „Gelben Sack“ entsorgen.
Meine Kartoffeln möge ich bitte direkt beim Bauern kaufen, im Supermarkt bekomme ich dafür bereits geschälte Zitrusfrüchte in einer Kunststoffverpackung, Salat im Plastiksackerl und wenn ich meinen frischen Aufschnitt gerne in eine selbst mitgebrachte Tupperdose hätte, darf die nette Verkäuferin diese nicht mit ihren Händen anfassen. Apropos Tupperdose! Plastik!!! Da werden ja auch wieder schädliche Stoffe an die Nahrung abgegeben. Besser doch eine aus Glas!
Konservendosen darf ich auch nicht mehr kaufen. Die können zwar in den gelben Sack, der Verzehr des Inhaltes ist aber mittlerweile für uns schon sehr bedenklich, da die Innenseiten dieser Dosen lackiert sind und diese Schadstoffe von der Nahrung angenommen werden und noch ewig in unserem Blutkreislauf und Urin nachzuweisen sind.
Meinen Mini-Van tanke ich dafür ohne schlechten Gewissens mit Diesel, weil für die Produktion der Lithium-Batterien für E-Autos in Chile so viel Wasser verschwendet wird, dass dort ganze Seen austrocknen. Das notwendige Kobalt kommt aus dem Kongo, wo die Menschen, die es unter unwürdigen Umständen für die neureichen Tesla-Fahrer schürfen, nicht mal dreißig Jahre alt werden.
Und wo bitte darf das ganze Krafl dann entsorgt werden? Sicher nicht neben meinem Joghurt-Becher. Der schwimmt wahrscheinlich schon irgendwo im Atlantik und hat sich neben einem Babywal in einem Schleppnetz für nachhaltig gefangenen Thunfisch verheddert.
In der Zwischenzeit kompostiert sich meine Riesenzucchini im eigenen Gemüsegarten von selbst, weil ich auf das arme Ding vergessen habe.
Und weil ich selber nicht päpstlicher als der Papst bin, höre ich mir nun auf meinem neuen Handy Michael Jacksons „Heal the World“ an, male nebenbei zum Stressabbau ein paar Mandalas mit bestimmt hochgiftigen Filzstiften aus und wünsche Ihnen allen Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr!

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