Pfuh!
Gestern war einer dieser Tage… Einer von der Sorte, wo ich schon beim Wachwerden wusste:
„Des wird heut‘ nix. – Zumindest nix G’scheids.“
Mein Rücken schmerzte, mein linkes Ohr tat weh und mein Kopf fühlte sich an, als würde sich PU-Schaum langsam darin ausbreiten. Energie-Level „low“ – wenn das bloß mal meine Waage anzeigen würde!
Und schwindlig war mir obendrein.
Wie nach einer wilden Fahrt mit einem Kettenkarussell wandelte ich Richtung Toilette und dann etwas orientierungslos in die Küche. Nicht einmal der Kaffee wollte mir schmecken und als ich mich dann eingemummelt wie ein Eskimo – mir war so kalt –in Embryonalstellung unter zwei Wolldecken auf die Couch frachtete, war ich endgültig im „Mimimi-Modus“ angekommen:
„KALT, AUA, MÜDE, HUNGER, DURST, WÄÄH!“
Als ich dann noch Netflix – mangels eines Pausenclowns oder Hofnarrens – um Unterhaltung bemühte, ließen die Selbstvorwürfe nicht mehr lange auf sich warten.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich da so nichts tuend in einem Kissenhaufen lag und die Küche vom Vorabend, in meiner Wahrnehmung, noch aussah wie sau. Hab‘ dann das Licht ausgemacht, dann war zumindest dieser Punkt leichter zu verkraften.
Gedanklich ging ich die nicht geschriebene To-Do-Liste für den Tag durch und ärgerte mich über mich selbst, dass ich mich nicht motivieren konnte, auch nur einen Teil davon zu erledigen.
Wie von einer Schubraupe überfahren, fristete ich so mein Dasein auf der Couch.
Mein sonst so positives Mindset war wohl durch die Fliehkraft am Kettenkarussell wie das Wasser in einer Salatschleuder abgeflogen. Nach dem diese – also die Fliehkraft – ja von der Trägheit des Körpers verursacht wird, machte das Ganze doch auch wieder Sinn. Mein Körper war schließlich mehr als träge.
Dem nicht genug, fütterte ich mein Hirn, dank der Vorschläge des Streamingdienstes, auch noch mit einer Serie über diverse Missbrauchsfälle an Mädchen und Frauen, gefolgt von einem sogenannten „True-Crime“-Drama mit Mord und Totschlag. Sehr effektiv.
Geschlafen habe ich trotzdem tief und fest, mir aber dennoch heute Morgen ein imaginäres Mitarbeitsplus in mein nicht vorhandenes Tagebuch eingetragen.
Denn heute folgte die Reparatur von Körper UND Hirn.
Durch diverse Liegepositionen am Vortag auf der Couch, die einem Fragezeichen ähneln würden, haben sich meine Rückenschmerzen nicht gerade verbessert. Im Gegenteil. Auch mein Nacken machte sich mit Verspannungen deutlich bemerkbar.
Mein Mindset richtete ich dahingehend aus, dass ich mich wohl wieder neu und vor allem positiv programmieren dürfe.
Also beschloss ich, mir die Badewanne einzulassen, unter Zugabe von entspannenden, ätherischen Ölen und meine musikalische Badezimmer-Freundin, namens Alexa, habe ich gebeten, mir Meditationsmusik abzuspielen. Höflich, wie sie ist, kam sie meinem Wunsch entsprechend nach. Da lag ich nun also im warmen Wasser, bereit, mich auf eine Gedankenreise zu begeben, die mich wieder in Balance bringen möge.
Pfff…Das war diesmal gar nicht so einfach.
Normalerweise fällt es mir leicht, mich in eine Meditation zu „beamen“, fallen zu lassen und wieder in meine Mitte zu bringen. Meine „Mitte“ war wohl noch immer etwas durcheinander vom Kettenkarussell. Meine Gedanken wie der Salat in der Schleuder. Mehrfach musste ich mir selbst sagen, dass nur ICH es bin, die die Kontrolle über meine Gedanken und meinen Körper hat. Aber die wollten einfach nicht auf mich hören!
Mein „weißes Pferd auf grüner Wiese“, war dann eher diese grenzdebile Hyäne aus „König der Löwen“, die immer so dämlich kichert und durch die Serengeti stolpert.
Das verhielt sich ungefähr gleich, wie beim Schäfchenzählen, wenn man nicht einschlafen kann und aus den Schafen dann plötzlich Schildkröten, Einhörner oder Säbelzahntiger werden.
Anyway… Es kostete mich dann doch Einiges, meinen Fokus auf Atem und Herzschlag zu richten, für mich stimmige Bilder sowie Formulierungen zu finden und meine Gedanken zu sortieren.
Als ich diese schlussendlich gefunden hatte, konnte ich mich auch mental „reinigen“.
Jemand, der damit nicht so vertraut ist, kann sich das wie einen Generalputz von Haus oder Wohnung vorstellen. Da sortiert man erst die losen Dinge, die wild verstreut überall herumliegen und räumt sie auf den dafür ursprünglich mal anberaumten Platz oder sucht einen neuen. Man fegt, saugt oder wischt mal die komplette Bude durch, inklusive Staubwischen, Betten überziehen, dekoriert um und am Ende legt man noch ein frisches, hübsches Tischtuch auf und zündet eine aromatische Duftkerze an. Nicht zu vergessen bitte: auch den Müll rausbringen! Ab in die Tonne damit. Oder in meinem Fall heute – in den Abfluss damit!
Jetzt fühlte ich mich schon bei weitem frischer und stattete meinen Mann einen Besuch im Arbeitszimmer ab, um ihm einen Guten Morgen zu wünschen. „Hi Schatz, guten Morgen! Kuck! Ich hab‘ mich wieder NEU gemacht!“ Er schmunzelte, verkniff sich aber jeglichen doofen Spruch. Das war ihm sichtlich nicht ganz so leicht gefallen, haha.
Mein Angebot, ihm mehr oder minder bekleidet noch einen frischen Kaffee zu bringen, schlug er nicht aus. Ich ging dann wieder zurück ins Bad. Irgendwas fehlte mir noch…
Zu meiner kompletten Zufriedenheit und dem erhofften Wohlgefühl einer „Generalüberholung“ folgte dann noch die Pediküre inklusive buntem Nagellack. Der Herbst kommt in großen Schritten auf uns zu, der Nebel beginnt die Morgen zu säumen, die Tage werden wieder kürzer und es wird wieder „dunkler“. Also holte ich mir quasi den Spätsommer in fröhlichen Farben auf meine Zehennägel. JETZT war ich wieder eins mit mir!
Jedoch verlief der Tag auch nicht ganz so wie geplant. Ich fühlte mich zwar weitaus besser als gestern, habe auch um einiges mehr erledigen können – na gut… das Nichtstun vom Vortag zu steigern, war nun auch keine große Herausforderung… – jedoch ging es noch nicht ganz so flott von der Hand, wie gewohnt.
Mein Mann fragte mich scherzhaft, ob ich nach dem gestrig ausgefallenen Tu-Es-Day heute dann einen „Miadwoch“ erwischt hätte?
Ich musste herzhaft auflachen, denn dieser Terminus war mir noch nie untergekommen.
Im Laufe des Tages bzw. eigentlich erst am Abend, habe ich in unserem Live-Podcast, in welchem wir das Thema auch angesprochen haben, kurzerhand umgetauft.
Aus dem „Miadwoch“ – im Sinne von „müde“, wurde ein „Gmiatwoch“ – im Sinne von „gemütlich“. (*zwinker)
Vielleicht sollten wir alle öfter mal einen „Gmiatwoch“ einplanen – egal, an welchem Wochentag dieser dann tatsächlich stattfindet!? Einfach mal bewusst entschleunigen, die Dinge in Ruhe und vor allem gelassener angehen, sich ausreichend Zeit für sich nehmen, um zu regenerieren und die Akkus wieder aufzuladen. Damit dann der Energie-Level wieder auf „full“ steht.
…nur bitte nicht auf der Waage!
Wenn unangemeldet Besuch kommt…
oder: Heuschrecke und Gottesanbeterin als Krafttier Gestern habe ich Besuch bekommen. Ganz unangemeldet. Gleich zwei