Montag ist mein Lieblingstag

Wir haben das Wochenende genossen. Den Samstag bei Sonnenschein am Veldener Markt mit der ersten Kugel Eis. Eisig ging es am Sonntag in der Klagenfurter Stadthalle beim U16 Halbfinalspiel weiter. Eigentlich wollten wir ja ein Eishockey-freies Wochenende genießen, aber wenn der Cousin Coach der Mannschaft ist, ist es ja auch ein Familientreffen. Irgendwie.

Bei der Heimfahrt dachte ich laut: „Schade, dass schon wieder Sonntag ist. Ich hätte gerne noch einen Tag zwischen Samstag und Sonntag gehabt.“ Meine Tochter stimmte zu.
Doch dann fiel mir ein: „Morgen ist MONTAG!“ Wie schön! „Warum freut man sich auf Montag?“, denkt ihr euch jetzt bestimmt. Weil Montag mein Lieblingstag ist.
Zeitig in der Früh kommen verschlafene Kinder in die Küche getappst, bewaffnet mit Mitteilungsheften und diversen Formularen, Anmeldungen für irgendwelche Schulveranstaltungen, Kostenbeiträge etc. „Mamaaaa! Kannst du mir das bitte noch SCHNELL!!! unterschreiben?“, „Mamaaa! Ich brauch bitte noch 10 Euro für die Klassenlektüre. Kannst du mir das bitte noch SCHNELL!!! geben?“, „Mamaaaa!!! WIR haben auf die Entschuldigung vom Arzttermin letzte Woche vergessen, kannst du mir das bitte noch SCHNELL!!! ausfüllen?“
NATÜRLICH.
Mit einem Augenrollen und einem dezent genervten Seufzer setze ich mein begehrtes Autogramm unter alle möglichen Mitteilungen – und der Anmerkung „Das ist aber das LETZTE MAL, dass ich das am Montag in der Früh mache! Ihr hattet das ganze Wochenende Zeit dafür!“. Ich bemühe mich, dabei gaaanz ernst zu schauen. Die Kinder nicken zerknirscht. Dabei wissen sie ganz genauso wie ich, dass das nicht stimmt. Für Mamas gibt es niemals ein „letztes Mal“. *zwinker*
Ich richte Frühstück und die Jause für die Schule, öffne die Schublade mit den Plastikdosen vulgo Tupper-Lade. Oh! Welche Überraschung! Wo sind die Jausenboxen? Meine Gedanken werden zu Worten. Zu etwas lauteren Worten. Ich rufe durchs Haus „WO zum Kuckuck sind die ganzen Jausenboxen???“ Die Antwort folgt sogleich: „Uuuups!“, schallt es zurück. …rmpf. Mehr oder weniger SCHNELL!!! bekomme ich dann die Behältnisse geliefert. Wenn ich Glück habe, dann auch ohne Inhalt. Manchmal sind auch nur noch ein paar Brösel drin. Heute nicht. Heute fand ich das komplette Jausenbrot vom Sohnemann noch in der Box. „Warum hast du deine Jause nicht gegessen am Freitag?“, als ob er sich daran noch erinnern könnte. Darauf er: „Weil ich nur das klein geschnittene Gemüse und das Obst gegessen habe, das du mir noch mitgegeben hast. Und danach war ich satt.“
1:0 für meinen Sohn. Welche Mutter würde sich denn beschweren, wenn das Kind mal ausgerechnet nur das Gemüse und das Obst gegessen hätte? Richtig. Keine! Weil wir uns alle freuen, wenn die Kids mal Obst UND Gemüse essen. Ich werfe also das durchweichte Wurstbrot mit schlechtem Gewissen in die Tonne. Lebensmittel wegzuwerfen tut mir immer in der Seele weh. Ich bin noch aus der „Die-Kinder-in-Afrika-müssen-hungern-und-dein-Essen-muss-ich-jetzt-wegwerfen“-Generation.
Bei all der Tragik – und bitte steinigt mich jetzt nicht dafür – auch wenn ich es aufgegessen hätte, wären die Kinder in Afrika auch nicht satt geworden. Ich bin aber trotzdem dafür, dass wir mit unseren Lebensmitteln sorgfältig umgehen. Manchmal lässt es sich halt leider nicht vermeiden, dass man etwas entsorgen muss.
Machen wir lieber weiter mit MONTAG:
Also packe ich die heutige Jause in Alufolie, die Jausenbox kommt in den Geschirrspüler. Ich will die jetzt nicht abwaschen. Ääätsch.
Der morgendliche Alltag macht auch vor dem Montag nicht halt. Es geht munter weiter. „Mamaaa!!! Wo ist denn mein graues T-Shirt?“, „Mamaaa!!! Hast du meine neue Jeans gesehen?“, „Mamaaa!!! Hast du ZUFÄLLIG meinen einen Sweater schon gewaschen?“ (-als hätten sie ZUFÄLLIG nur den EINEN) Eine Antwort auf alle Fragen reicht: „NEIN.“ Nachsatz: „Und ich suche jetzt auch nicht danach!“ …Zwei Minuten später stecke ich mit dem Kopf im Kleiderschrank des Sohnes und schaue nach T-Shirt und Jeans, oder drücke meiner Tochter den EINEN Sweater im Vorbeilaufen in die Hand.
Mein Mann reckt den Kopf aus einem Spalt der Badezimmertüre. In vorsichtigem und liebevollem Ton fragt er: „Schatziii!? Könntest du bitte noch SCHNELL!!! mein weißes Hemd bügeln? Ich habe heute eine Sitzung und vergessen, dir das rechtzeitig zu sagen. Tut mir leid!“ Ich muss grinsen.
„Ja klar, mach ich gleich!“ – „Dankeeee!!!“
Ich klappe also das Bügelbrett im Wohnzimmer auf und gehe mit dem Dampfbügeleisen schnell übers Hemd. Wäre ich mit der Bügelwäsche nicht immer auf Kriegsfuß, würde das Hemd ja bereits in seinem Schrank hängen. Also: selber schuld.
Um ca. 7 Uhr dreht die erste Ladung in der Waschmaschine ihre Runden und der Geschirrspüler läuft. Um spätestens 7:15 Uhr sind dann alle aus dem Haus. Alle? Nein. Ich nicht. Es ist Montag. Da hab ich frei. Meistens jedenfalls. Ich wusel durchs Haus. Mache die Betten, räume die Saftgläser und Knabberzeug-Verpackungen vom Fernsehabend am Sonntag in die Küche, fische Sockenpaare unter der Couch heraus, hebe die Chipsbrösel auf und richte die Überwurfdecken und Kissen zurecht.
Dann folgt die allgemeine Schadensbegrenzung im Rest der Bude. Die Betonung liegt auf SCHADENSBEGRENZUNG. Von Putzen war nicht die Rede!
Denn jetzt beginnt MEIN Tag! Ich starte die Kaffeemaschine und setze mich mit einer Tasse schwarzen Kaffee und der Zigarettenschachtel (bitte keine Moralpredigt zum Thema Rauchen, danke) in unseren kleinen Multifunktionsraum, wo auch unser PC steht und der übrigens der einzige Raum im Haus ist, in dem geraucht werden darf. Auf den Seiten der Tageszeitungen und selbstverständlich auch auf Facebook informiere ich mich über das Geschehen vom Tage und spiele Candy Crush bis die Waschmaschine fertig ist. Die Wäsche ist ratz-fatz aufgehängt und siehe da: da ist noch immer ein kleiner Schluck Kaffee in meiner Tasse. Noch eine Runde Candy Crush.
Und so vertrödel ich den Tag. Was im Haushalt erledigt wird, wird gemacht, was nicht, das nicht.
Meine Tochter hat bis halb sechs Uhr abends Unterricht, Sohnemann wird heute vom Opa abgeholt und verbringt den Nachmittag mit ihm. Mein Mann hat nach seinem regulären Dienst ja noch einen Termin. Das heißt für mich: STURMFREI!! – Bis mindestens 18 Uhr! YAY!!!
Ich glaube, ich lege mich dann später noch entspannt in die Badewanne. Ich habe mir nämlich nach einem Zusammenbruch Anfang November letzten Jahres angewöhnt, mir mehr Zeit nur für mich alleine zu nehmen. Und sei es, dass ich mich ganz einfach mal eine halbe Stunde in die Wanne lege. Tagsüber. Einfach so. Oder ich hau mich auf die Couch. Sehe mir die 427ste Wiederholung der 3. Staffel der Gilmore Girls an.
Meine Zeit nur für mich.
Das solltet ihr auch tun! Nehmt meinen Rat an, ich weiß wovon ich rede. Habt ja kein schlechtes Gewissen dabei!
Getreu dem Motto: „Heute lebe ich, morgen putze ich. Vielleicht.“

Habt alle einen schönen MONTAG, der nächste kommt bestimmt!

share this Post:

Facebook
Twitter
Pinterest

Here’s more